Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Typ: Rede , Datum: 27.01.2024

Rede von Bundesministerin des Innern und für Heimat Nancy Faeser

  • Ort

    Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

  • Rednerin oder Redner

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Frau Dr. Genest,
sehr geehrte Frau Bundestagsabgeordnete Domscheit-Berg,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Philipp,
sehr geehrte Vertreter der polnischen Botschaft,
liebe Schülerinnen und Schüler,
sehr geehrte Damen und Herren,
vor allen Dingen liebe Angehörige,

heute gedenken wir an das unermessliche Leid der Opfer des Nationalsozialismus.

Das in der Nazizeit errichtete Frauenkonzentrationslager hier in Ravensbrück steht beispielhaft für die Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden – das größte Verbrechen in der Menschheitsgeschichte.

Zwischen 1939 und 1945 waren hier über 140.000 Menschen inhaftiert, davon etwa 120.000 Frauen, Mädchen, Kinder aus über 40 Nationen. Zehntausende von ihnen wurden ermordet, starben an Hunger, Krankheiten oder durch medizinische Experimente.

An die Menschen zu erinnern, denen Deutsche im Nationalsozialismus unermessliches Leid und Unrecht angetan haben ist heute wichtiger denn je.

Angesichts der aktuellen Angriffe auf jüdisches Leben und den antisemitischen Hass, der sich auch in Deutschland immer wieder Bahn bricht. Angesichts der menschenverachtenden Pläne rechtsextremistischer Netzwerke, deren Ideen an Wegbereiter der NS-Tyrannei anknüpfen.

Keine 80 Jahre nach dem Ende des Hitlerregimes werden wieder Pläne geschmiedet, Menschen systematisch zu diskriminieren und zu drangsalieren, zu entrechten und zu vertreiben – aufgrund ihrer Abstammung, ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihrer politischen Haltung.

Wir stehen in der Verantwortung das nicht zuzulassen – allen voran diejenigen, die – wie ich – politische Verantwortung für diese Republik und den Schutz der freiheitlich-demokratischen Verfassung übernommen haben.

Deshalb handeln wir auch mit allen Mitteln, die unser Rechtstaat uns zur Verfügung stellt: mit den Mitteln des Strafrechts, mit Aufklärung, mit Prävention. Wir beschützen jene, die jetzt Angst haben, Opfer von rechter Gewalt und Unterdrückung zu werden. Sie können sicher sein, dass diese Republik ihnen allen zur Seite steht.

Unsere Demokratie zu schützen ist aber nicht allein die Sache von Staat und Justiz. Es braucht vor allem Demokratinnen und Demokraten, um sie zu verteidigen.

Deshalb berührt es mich auch sehr, dass in den letzten Tagen – auch heute – so viele Menschen auf die Straßen gehen. Sie zeigen: Wir stehen ein für unsere Demokratie und ihre Werte. Wir halten gemeinsam die wichtigste Lehre der deutschen Vergangenheit wach: Nie wieder ist keine Floskel – sie ist unser aller Auftrag! Daran erinnern wir an diesem Tag – und darüber hinaus, immer wieder aufs Neue.

Wir tun das heute am Ort des größten Frauenkonzentrationslagers, das auf deutschem Boden errichtet wurde. Indem wir den Opfern von damals unsere Stimme geben. Dass so viele an dieser Lesung teilnehmen – liebe Mitglieder des Freundeskreises der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Fürstenberg – gibt mir Hoffnung. Danke dafür.

Für Ihre engagierte Arbeit in der Mahn- und Gedenkstätte bin ich Ihnen, Frau Dr. Genest, und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu außerordentlichem Dank verpflichtet. Dank Ihnen sind die Frauen und Mädchen nicht vergessen, die hier gefangen gehalten, zu härtester Arbeit gezwungen und ermordet wurden.

Lassen Sie uns gemeinsam diese Geschichte weitertragen.

Herzlichen Dank an Sie alle.