Gründung der "Anton Fliegerbauer Kinderstiftung"

Typ: Pressemitteilung , Datum: 10.07.2024

Hilfe für bedürftige Kinder und junge Menschen / Wichtiger Baustein im Aufarbeitungsprozess des Olympia-Attentats

In Erinnerung an den beim Olympia-Attentat 1972 getöteten Münchner Polizeibeamten Anton Fliegerbauer haben die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München und der Sohn des getöteten Polizisten, Dr. Alfred Anton Fliegerbauer, heute die „Anton Fliegerbauer Kinderstiftung“ gegründet. Mit dem vom Bund, von Bayern und von der Landeshauptstadt bereitgestellten Stiftungskapital von zwei Millionen Euro wird die „Anton Fliegerbauer Kinderstiftung“ bedürftige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie deren Familien unterstützen. Es sollen außerdem Projekte zur Stärkung der Zivilcourage und der Gewaltprävention sowie Schüler- und Jugendprojekte gefördert werden, die der Völkerverständigung, der internationalen Begegnung, der interkulturellen Annäherung und dem friedvollen Miteinander dienen.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann: "Das schreckliche Attentat während der Olympischen Spiele 1972 bleibt unvergessen. Die Stiftung soll an Anton Fliegerbauer erinnern, der ebenso wie die israelischen Attentatsopfer jäh und unschuldig aus dem Leben gerissen wurde. Im Gedenken an Fliegerbauer wollen wir bedürftigen Kindern, jungen Menschen und ihren Familien mit Projekten helfen, die aus den Stiftungsgeldern finanziert werden. Die Gründung der Stiftung ist ein weiterer wichtiger Mosaikstein im Aufarbeitungsprozess des Olympia-Attentats."

Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, ergänzt: "Bei dem Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft 1972 und der fehlgeschlagenen Befreiungsaktion auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck handelt es sich um ein einmaliges Ereignis in der bundesrepublikanischen Geschichte. Dazu zählen die politische und internationale Dimension des Falls, das Versagen der Behörden sowie die mangelnde Aufarbeitung im Nachgang. Hierfür hat die Bundesregierung zusammen mit Bayern und München die Verantwortung übernommen. Zur umfassenden Aufarbeitung des Attentats hat Bundesinnenministerin Faeser im April 2023 eine internationale Historikerkommission eingesetzt. Es ist insbesondere für die Angehörigen der Opfer wichtig, dass die immer noch offenen Fragen endlich geklärt werden und Transparenz über die Ereignisse sowie deren Vor- und Nachgeschichte hergestellt wird. Ich freue mich, dass wir in Gedenken an den getöteten Polizisten Anton Fliegerbauer ein Zeichen setzen und aus dem erlittenen Leid über 50 Jahre später mit der Stiftung Hilfe für traumatisierte junge Menschen erwächst."

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter freut sich sehr, "dass wir mit dem heutigen Tag die Anton Fliegerbauer Kinderstiftung gründen. Es ist gelungen, in vertrauensvollen und sehr konstruktiven Gesprächen zwischen allen Beteiligten eine ideale Lösung zu finden. So wird das Andenken an Anton Fliegerbauer auch für die Zukunft bewahrt, in dem wir bedürftige Kinder, Heranwachsende und deren Familien unterstützen. Dafür danke ich insbesondere Dr. Alfred Anton Fliegerbauer, aber auch allen Beteiligten aus Bund, Freistaat und Landeshauptstadt."

Dr. Alfred Anton Fliegerbauer, Sohn des getöteten Polizeibeamten Anton Fliegerbauer erinnert daran, dass der Tod seines Vaters am 5. September 1972 beim gescheiterten Befreiungsversuch der Geiseln "ein tiefer Einschnitt im Leben unserer Familie war. Erinnern, Trauern und Gedenken an jedem 5. September sind wichtig. Die Anton Fliegerbauer Kinderstiftung will mehr, sie möchte aktiv verändern, bewegen und sich für ein friedliches Miteinander einsetzen. Kein Verharren in Trauer an jedem 5. September, kein erschütterter Blick zurück, sondern ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft. Der Wunsch unserer Familie war es, ein lebendiges Gedenken an die Geschehnisse von 1972 zu erwirken. Die Stiftung greift Themen auf, die uns in Bezug auf die Ereignisse von damals ein besonderes Anliegen sind.

Ich möchte mich bei allen Beteiligten von Bund, Freistaat Bayern und der Landeshauptstadt München für die konstruktive Zusammenarbeit und die Unterstützung bedanken. Die Anton Fliegerbauer Kinderstiftung wird langfristig Kinder und Jugendliche in und um München unterstützen und durch ihre Stiftungsarbeit ganzjährig an die Opfer erinnern."

Beim Attentat palästinensischer Terroristen gegen die israelische Olympia-Mannschaft vor knapp 52 Jahren haben zwölf Menschen ihr Leben verloren, darunter der junge Münchner Polizeibeamte Anton Fliegerbauer. In den letzten Jahren haben der Bund, der Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt München Schritte unternommen, um das tragische Kapitel aufzuarbeiten. Bei der Stiftung handelt es sich um eine rechtsfähige, gemeinnützige Verbrauchs- und Förderstiftung mit Sitz in München. Bund, Land und Stadt stellen gemeinsam dafür zwei Millionen Euro bereit. Die Stiftung wird folgende drei Zwecke überwiegend im Raum München und Umgebung verfolgen: Sie soll zum einen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie deren Familien unterstützen, die wegen des Todes einer nahestehenden Person oder einer anderen traumatischen Erfahrung finanzielle, psychosoziale oder psychologische Unterstützung benötigen. Ferner sollen Projekte zur Stärkung der Zivilcourage sowie der Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen gefördert werden. Zuletzt sollen Schüler- und Jugendprojekte unterstützt werden, die der Völkerverständigung, der internationalen Begegnung (z.B. auch mit Menschen aus Israel), der interkulturellen Annäherung und dem friedvollen Miteinander dienen.

Die Stiftung wird von zwei Organen verwaltet, dem Stiftungsvorstand und dem Stiftungsrat. Herr Dr. Alfred Anton Fliegerbauer wird dem ersten Stiftungsvorstand als Vorsitzender vorstehen. Dem Stiftungsrat gehören drei Mitglieder an, die vom Bund, vom Freistaat Bayern und von der Landeshauptstadt München benannt werden.

Weitere Informationen zur Stiftung, welche in Kürze ihre Arbeit aufnehmen wird, finden Sie unter: www.anton-fliegerbauer-kinderstiftung.com.

Fotos der Unterzeichnung können ab etwa 14:30 Uhr unter www.medien.innenministerium.bayern.de abgerufen werden.

Der Platz vor dem Dienstgebäude am Moabiter Werder

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