Bundeslagebild "Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen" für 2023 vorgestellt

Typ: Meldung , Schwerpunktthema: Sicherheit , Datum: 08.07.2024

BKA verzeichnet steigende Zahlen beim Missbrauch von Kindern und Jugendlichen und bei kinder- und jugendpornografischen Inhalten.

Bundesinnenministerin Faeser hat am 8. Juli 2024 mit BKA-Vizepräsidentin Link und der unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs Claus in Wiesbaden Bundeslagebild "Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen" 2023 vorgestellt. Im Jahr 2023 registrierten die Strafverfolgungsbehörden 16.375 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern (plus 5,5 Prozent, 2022: 15.520 Fälle). Im Fünf-Jahres-Vergleich (seit 2019) bedeutet dies einen Anstieg von rund 20 Prozent, und mit 1.200 Fällen beim sexuellen Missbrauch von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren einen neuen Höchststand. Die Opfer im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern und auch von Jugendlichen sind zu rund drei Viertel weiblich.

aktuelles Zitat:

Bundesinnenministerin Faeser
"Jeden Tag werden in Deutschland 54 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch. Das sind entsetzliche Taten, die uns tief berühren und fassungslos machen"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser

Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen in Zahlen

  • 16.375 Fälle
    Sexueller Missbrauch von Kindern (+5,5 %)

  • 1.200 Fälle Sexueller Missbrauch von Jugendlichen (+5,7 %)

  • 401 Fälle Sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen (-12,6 %)

Entwicklung zum Vorjahr in Klammern

Quelle: BKA

Starker Anstieg bei kinder- und jugendpornografischen Inhalten

Die Anzahl der Fälle von Herstellung, Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen und erreichte im Berichtsjahr 2023 mit 45.191 Fällen einen neuen Höchstwert (plus 7,4 Prozent). Seit dem Jahr 2019 haben sich die Fallzahlen damit mehr als verdreifacht.

Ein besonders starker Anstieg ist bei jugendpornografischen Inhalten festzustellen. Diese sind im Jahr 2023 um rund 31 Prozent auf 8.851 Fälle angestiegen (2022: 6.746 Fälle). Auffällig ist, dass die Tatverdächtigen in vielen Fällen selbst minderjährig sind (kinderpornografische Inhalte: 38,9%; jugendpornografische Inhalte: 49,5%).

Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen in Zahlen

  • 45.191 Fälle Kinderpornografische Inhalte gem. § 184b StGB (+7,4 %)

  • 8.851 Fälle Jugendpornografische Inhalte gem. § 184c StGB (+31,2 %)

Entwicklung zum Vorjahr in Klammern

Quelle: BKA

Bedeutung des Internets als Tatort gestiegen

Aufgrund der Strafrechtsreform 2021 kommt dem Internet als Tatmittel und Tatort eine gestiegene Bedeutung zu. Dies betrifft unter anderem Phänomene wie "Cybergrooming" und "Live Distance Child Abuse". Beim Cybergrooming stellen Tatverdächtige Kontakt zu potenziellen Opfern über das Internet her, während bei dem Phänomen Live Distance Child Abuse das Internet zur Übertragung der Missbrauchshandlungen in einem Livestream genutzt wird.

In das Lagebild sind Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und Ergebnisse verschiedener Forschungsprojekte eingeflossen.