Bundeslagebild Organisierte Kriminalität veröffentlicht

Typ: Meldung , Schwerpunktthema: Sicherheit , Datum: 12.10.2023

Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Präsident des Bundeskriminalamtes Holger Münch stellen Lagebild Organisierte Kriminalität 2022 in Berlin vor.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser und der Präsident des Bundeskriminalamtes Holger Münch haben heute das Bundeslagebild Organisierte Kriminalität vorgestellt. 2022 wurden insgesamt 639 Ermittlungsverfahren gegen OK-Gruppierungen geführt. Das bedeutet einen leichten Rückgang um 8,2 Prozent gegenüber 2022. Das Niveau der Verfahren liegt immer noch deutlich über den Vorjahren. Der Höchststand in 2021 war vor allem auf die Auswertung umfangreicher Daten aus kryptierter Kommunikation (EncroChat) zurückzuführen. Es wurde eine Schadenssumme von 1,3 Mrd. Euro festgestellt.

aktuelles Zitat:

Bundesinnenministerin Nancy Faeser
"Wir setzen unsere harte Gangart gegen die Organisierte Kriminalität fort. Unser Ziel ist es, kriminelle Strukturen nachhaltig zu zerschlagen und ihnen kriminelle Einnahmen konsequent zu entziehen."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Vorstellung des Lagebildes Organisierte Kriminalität 2022

Tätigkeitsfelder der Organisierten Kriminalität

Rauschgiftkriminalität, Eigentumskriminalität und Wirtschaftskriminalität sind auch weiterhin die am häufigsten festgestellten Tätigkeitsfelder der Organisierten Kriminalität (OK). 2022 war wie auch in den Jahren zuvor der Rauschgifthandel bzw. -schmuggel mit 46,2 Prozent aller Ermittlungsverfahren (2021: 48,1 Prozent) die häufigste Form der OK. An zweiter Stelle folgt die Wirtschaftskriminalität mit 17,4 Prozent. Drittwichtigster Bereich ist die Eigentumskriminalität mit 9,2 Prozent. Bei über 72 Prozent der Ermittlungsverfahren bestehen internationale Bezüge.

  • 639 Ermittlungsverfahren

  • 7.256 Tatverdächtige

  • 1,3 Mrd. € Schaden

„Organisierte Kriminalität stellt eine erhebliche Bedrohung für Gesellschaft, Wirtschaft und Staat dar, ihre Bekämpfung ist und bleibt deshalb ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit in Bund und Ländern. Gleichzeitig verändert sich die OK fortlaufend und nutzt sich ihr bietende neue Handlungsoptionen und Aktionsräume. Es ist daher wichtig, Trends möglichst früh zu erkennen, um diesen mit gezielten polizeilichen Bekämpfungsansätzen begegnen zu können", sagte BKA-Präsident Münch bei der Vorstellung des Lagebildes. Im Bundeskriminalamt werden Analyse- und Auswertefähigkeiten im Bereich dekryptierter Täterkommunikation gestärkt. "Ebenso bauen wir unsere Fähigkeiten und Kapazitäten zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Vermögensabschöpfung weiter aus“, sagte Münch. Ein Expertennetzwerk für Geldwäsche mit Kryptowerten entsteht gerade. Mit diesem Netzwerk werden die Ermittlungen in Bund und Ländern gestärkt. "Unser Ziel ist es, kriminelle Strukturen nachhaltig zu zerschlagen und ihnen kriminelle Einnahmen konsequent zu entziehen", betonte Ministern Faeser. Mit der Neuorganisation der Abteilung für Schwere und Organisierte Kriminalität im BKA sei die Grundlage für die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für digitale Finanzermittlungen geschaffen worden, sagte Faeser.

Gewaltbereitschaft steigt

Aus dem Lagebild geht zudem hervor, dass OK-Gruppierungen zunehmend bereit sind, mit zum Teil drastischen Mitteln Gewalt- bzw. Einschüchterungshandlungen vorzunehmen. 16 Menschen starben 2022 im Zusammenhang mit Organisierter Kriminalität. Desweiteren wurden 21 versuchte und 76 vollendete Körperverletzungsdelikte verzeichnet, bei denen es sich in der Regel um gefährliche oder schwere Körperverletzungen handelte. „Diesen Entwicklungen müssen wir sehr konsequent Einhalt gebieten und hierfür die in der BMI-Strategie zur Bekämpfung der Schweren und Organisierten Kriminalität vorgeschlagenen Maßnahmen auch weiterhin konsequent umsetzen“, betonte Innenministerin Faeser und verwies auf aktuelle Ermittlungserfolge, insbesondere in diesem Jahr. Erst gestern sei es gelungen in einem gemeinsamen Ermittlungskomplex von Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ein international organisiertes Netzwerk der Drogenkriminalität auszuheben. Vermögenswerte in Höhe von 1,6 Milliarden Euro wurden gesichert. "Genau diese konsequenten Zugriffe brauchen wir!", sagte Faeser.

Strukturelle Kriminalität wird erstmals erfasst

Neben einer Darstellung der Organisierten Kriminalität (OK) enthält dieses Bundeslagebild erstmals auch Ausführungen zu schwerer struktureller Kriminalität. Damit werden diejenigen kriminellen Gruppierungen betrachtet, die zwar formal nicht der OK-Definition entsprechen, aber aufgrund des Ausmaßes und der Schwere der begangenen Straftaten eine relevante Gefahr für die Sicherheit und Ordnung in Deutschland darstellen.