Mehr Straftaten nach Wegfall der Corona-Beschränkungen
Meldung Sicherheit 30.03.2023
Die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2022 zeigt einen Anstieg von 3,5 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019.
Große Sorgen machten ihr vor allem das Ausmaß von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und die steigenden Fallzahlen bei Vergewaltigungen, sexueller Nötigung und Übergriffen auf Frauen, so Bundesinnenministern Nancy Faeser. Gemeinsam mit der Vorsitzenden der Innenministerkonferenz und Innensenatorin von Berlin, Iris Spranger und BKA-Präsident Holger Münch stellte sie heute die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2022 vor.
Nachholeffekte nach Corona-Beschränkungen
Im Jahr 2022 haben die Behörden über 5,6 Millionen Straftaten erfasst. Das ist ein Anstieg um 11,5 Prozent im Vergleich zum Pandemiejahr 2021. Im Vergleich zur Zeit vor Corona – im Jahr 2019 – liegt der Anstieg bei 3,5 Prozent.
Der Anstieg der Fallzahlen nach dem Ende der Corona-Beschränkungen komme nicht überraschend, so Faeser, denn es gebe Nachholeffekte. "Ein normaler Alltag, in dem Menschen frei unterwegs sind, der bringt auch wieder mehr Tatgelegenheiten für Kriminelle mit sich. Das sehen wir bei den Raubdelikten oder bei Körperverletzungen."
Der Nach-Corona-Effekt zeigte sich 2022 insbesondere im deutlichen Anstieg bei den Diebstählen (plus 20 Prozent), bei den Raubdelikten (plus 27 Prozent) und der gefährlichen und schweren Körperverletzung (plus 18 Prozent).
Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)
Quelle: Henning Schacht
Mehr Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen im Umlauf
"Es ist entsetzlich, dass tagtäglich Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt werden. Wir tun alles, um die Täter und ihre Netzwerke zu ermitteln und Kinder zu schützen. Das hat höchste Priorität"
, so die Bundesinnenministerin.
Die seit Jahren anhaltende Entwicklung steigender Fallzahlen bei der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen setzt sich auch im Berichtsjahr 2022 fort.
Mit Hochdruck verhandle die Bundesregierung aktuell über europäische Instrumente zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern im digitalen Raum. Vor allem Onlineplattformen müssten in die Pflicht genommen werden, damit Missbrauchsdarstellungen entdeckt, gelöscht und die Täter verfolgt werden. Ein EU-Zentrum gegen Kindesmissbrauch soll die Opfer unterstützen und ihnen erstmals das ausdrückliche Recht geben, zu erfahren, ob Missbrauchsabbildungen noch im Umlauf sind, so Faeser.
Besserer Schutz von Frauen vor Gewalt
Die Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet zudem steigende Fallzahlen im Bereich der Vergewaltigung, der sexuellen Nötigung und bei sexuellen Übergriffen. "Wir müssen handeln, um Frauen besser zu schützen und ihnen die Angst vor Übergriffen zu nehmen"
, so die Bundesinnenministerin.
Dafür brauche es
- mehr Präsenz von Sicherheitskräften in öffentlichen Verkehrsmitteln
- mehr Präsenz an kriminalitätsbelasteten Orten
- mehr Videoüberwachung.
"Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte geht uns alle an"
Auch die Angriffe auf Polizei- und Rettungskräfte haben 2022 zugenommen. 34.218 Polizistinnen und Polizisten sind im Jahr 2022 angegriffen worden, 7.580 mehr als 2021. "Das ist unerträglich! Hier geht es um Menschen, die unter schwierigsten, manchmal lebensgefährlichen Bedingungen tagtäglich für unsere Sicherheit im Einsatz sind"
, so Faeser.
Neben konsequenter Strafverfolgung und der Unterstützung der betroffenen Einsatzkräfte gehe es vor allem darum, die stille Mehrheit zu mehr Solidarität zu aktivieren. "Denn Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte geht uns alle an und darf niemandem gleichgültig sein!"