Kriminalstatistik 2020: Mehr Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder als im Vorjahr

Typ: Meldung , Schwerpunktthema: Sicherheit , Datum: 26.05.2021

Immer mehr Kinder und Jugendliche verbreiten Kinderpornografie im Netz und müssten besser über die Gefahren aufgeklärt werden. Auch die Zahl der Misshandlungen steigt um zehn Prozent.

Als sehr besorgniserregenden Trend hatte der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Horst Seehofer, die noch einmal stark gestiegene Verbreitung von Kinderpornografie im Netz bereits im April bezeichnet. Dort verzeichnet die Statistik seit Jahren starke Anstiege – 2020 gab es eine Zunahme um 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Nach der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2020 durch den Bundesinnenminister Mitte April erfolgte heute eine separate Auswertung der Zahlen zu Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche. Gemeinsam mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, beantwortete der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, dazu Fragen von Berliner Journalisten.

Mehr Misshandlungen, Fälle von Kindesmissbrauch und Verbreitung von Kinderpornografie

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind im Jahr 2020 152 Kinder gewaltsam zu Tode gekommen. Die Zahl der misshandelten Kinder stieg um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit über 14.500 Fällen hat auch der Kindesmissbrauch zugenommen, und zwar um knapp sieben Prozent. Den stärksten Anstieg verzeichnet die Statistik bei der Verbreitung von Kinderpornografie: Diese stieg um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine Ursache für die steigenden Zahlen sei die Aufhellung des Dunkelfeldes, hatte Bundesinnenminister Seehofer bei der Vorstellung der PKS-Zahlen im April erklärt. So erzielen zum Beispiel Internetrecherchen durch verbesserte Verfahren mehr Ergebnisse und die Sicherheitsbehörden arbeiten bei den Ermittlungen auf internationaler Ebene immer enger und besser zusammen.

Die jährlichen PKS-Zahlen geben lediglich die der Polizei bekannt gewordenen Delikte an. Das Dunkelfeld, also der Anteil an Straftaten, von denen die Polizei keine Kenntnis hat, sei jedoch noch einmal um ein Vielfaches größer, betonte BKA-Präsident Münch.

Verbreitung von Kinderpornografie durch Kinder und Jugendliche im Netz

Einen stark ansteigenden Trend sehe man bei der Verbreitung von Missbrauchsabbildungen durch Minderjährige: Laut PKS hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die kinderpornografisches Material vor allem in den sozialen Medien weiterverbreiteten, seit 2018 mehr als verfünffacht. Ihnen sei die Strafbarkeit dieser Verbreitung häufig gar nicht bewusst. Deshalb müssten gerade Kinder und Jugendliche besser über mögliche Gefahren bei der Nutzung sozialer Medien aufgeklärt werden.