Erster Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung veröffentlicht

Gleichwertige Lebensverhältnisse bilden die Grundlage für eine resiliente Gesellschaft mit fairen Teilhabemöglichkeiten für alle Bürgerinnen und Bürger. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat daher am 03.07.2024 gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den ersten Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung in der Bundespressekonferenz vorgestellt. Als Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag für die 20. Legislaturperiode soll er den Sachstand und die Fortschritte zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse transparent machen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hierzu: "Uns war es wichtig, dass wir für den Gleichwertigkeitsbericht nicht nur Zahlen und Fakten sammeln, sondern den Menschen vor Ort zuhören. Denn es geht um ihre Lebensverhältnisse. Es ist eine große Stärke unseres Landes, dass unsere Regionen so vielfältig sind. Diese Vielfalt schützen und stärken wir. Viele Menschen leben gerne auf dem Land und in kleinen Städten. Für gute Jobs und gute Lebensbedingungen siedeln wir gezielt Einrichtungen von Staat und Wissenschaft in strukturschwachen Regionen an. Wir stärken die Kommunen und das Ehrenamt. Die Förderpolitik des Bundes wollen wir unbürokratischer und transparenter machen. Dabei sorgen wir für mehr Wissenstransfer zwischen Regionen und Projekten – auch das ist ein wichtiges Erfordernis, das sich aus unserem Bericht ergibt."

Erklärfilm des Gleichwertigkeitsberichts Dauer: 02:58 Quelle: Sterntaucher Filmproduktion

Der Gleichwertigkeitsbericht schafft einen Überblick über die wichtigsten Maßnahmen des Bundes sowie einen Ausblick darüber, welche Herausforderungen noch vor uns liegen. Der Bericht umfasst

  • eine Evaluation des „Gesamtdeutschen Fördersystems für strukturschwache Regionen“,
  • eine Beschreibung des Stands und der Fortschritte in Bezug auf das Ziel der Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen auf der Grundlage eines Indikatorensystems,
  • eine umfragebasierte Erhebung der subjektiven Einschätzungen der Bevölkerung,
  • eine Clusteranalyse unter Einbindung der Indikatoren und Umfrageergebnisse und
  • eine qualitative Erhebung der Erfahrungen von regional engagierten Menschen auf Basis von Fokusgruppengesprächen.

Die Bundesregierung hat mit diesem Bericht quantitative und qualitative Forschung verbunden. Dies ermöglicht eine Verknüpfung der objektiv messbaren Entwicklungen gleichwertiger Lebensverhältnisse mit subjektiven Erfahrungen der Bürgerinnen und Bürger. Hierfür fanden Fokusgruppengespräche mit haupt- und ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen Regionen Deutschlands statt.

Fokusgruppen als Methodik qualitativer Sozialforschung

Die Fokusgruppe ist eine moderierte Gruppendiskussion, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Aufmerksamkeit gezielt auf ein Thema richten, das in das Zentrum der Diskussion gestellt wird. Das ermöglicht einen intensiven Austausch zwischen den einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zur Fokussierung dienen ein Informationsinput und ein im Vorhinein aus offenen Fragen konzipierter Leitfaden. Die durch die Fokusgruppen gewonnenen Daten werden im Anschluss verschriftlicht, anhand eines Kodierleitfadens kodiert und analysiert.

Im November 2023 fanden acht Fokusgruppengespräche mit insgesamt 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Berlin statt. Im Zentrum der Diskussionen stand die Frage, wie Bundesförderungen bei der Gestaltung gleichwertiger Lebensverhältnisse genutzt werden. Zu den folgenden Schwerpunktthemen wurde diskutiert:

Engagement, Ehrenamt und gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Region Dortmund
Strukturwandel und Strukturstärkung im mitteldeutschen Revier
Gesundheit und Pflege in der Region Vorpommern-Greifswald
Digitale Teilhabe im Saarland
Fachkräfte und Integration im Regierungsberzirk Schwaben
Nahversorgung und kulturelle Teilhabe im Emsland
Mobilität und ÖPNV in der Region Nordfriesland
Klima und Umwelt in der Schwarzwald-Region

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus insgesamt acht Regionen, um gemeinsam zu diskutieren. Ausgewählt wurden diese, um eine möglichst große regionale Vielfalt mit unterschiedlichen strukturellen Bedingungen abzubilden. Vorrangig handelt es sich um strukturschwache Regionen. Aber auch weitere Kriterien wurden bei der Auswahl berücksichtigt.

Deutschlandkarte mit acht farblich gekennzeichneten Regionen der Fokusgruppen Deutschlandkarte mit acht farblich gekennzeichneten Regionen der Fokusgruppen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie Deutschlandkarte mit acht farblich gekennzeichneten Regionen der Fokusgruppen

Fokusgruppen mit regionalen Akteuren

Das Forschungsinstitut nexus erhielt den Auftrag, die Fokusgruppen durchzuführen, wissenschaftlich auszuwerten und einen Ergebnisbericht vorzulegen. Die Aussagen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden hierfür transkribiert, kodiert und fokusgruppenübergreifend ausgewertet. Die im Bericht erfolgten Schlussfolgerungen spiegeln die Wahrnehmungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus deren Praxisperspektive. Es handelt sich daher hinsichtlich der Fokusgruppenauswertung nicht um einen Bericht des BMI oder der Bundesregierung.

Aus den Fokusgruppen hat sich eine Vielzahl von Anregungen ergeben, die im weiteren Verfahren zur Ableitung politischer Maßnahmen geprüft werden. Darunter waren Anregungen zur nutzerfreundlicheren Gestaltung, Flexibilisierung und Entbürokratisierung von Förderprogrammen und deren Rahmenbedingungen. Auch zur Förderberatung und zum Know-how-Transfer unter engagierten Menschen wurden Anregungen diskutiert.

Best-of-Zusammenschnitt der acht Fokusgruppen Dauer: 04:01 Quelle: Sterntaucher Filmproduktion

Die acht Fokusgruppendiskussionen wurden aufgezeichnet und können hier als Zusammenschnitt angeschaut werden:

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