Start des Forschungsprojektes zur Aufarbeitung von DDR-Zwangsadoptionen

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Heimat & Integration

Am 01.07.2022 startet das Projekt des Deutschen Institutes für Heimerziehungsforschung gGmbH/An-Institut der Evangelischen Hochschule Berlin (DIH) zur Erforschung politisch motivierter Zwangsadoptionen in der DDR. Das BMI stellt für die Dauer des Projektes (3 Jahre) rund 1 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Start des Förderprojekts am 01.07.2022 setzt das BMI den Beschluss des Deutschen Bundestages (Antrag Bundestags-Drucksache 19/11091) um. Das Forscherteam ist interdisziplinär aufgestellt und besteht u.a. aus Sozialethikern, Erziehungswissenschaftlern, Juristen, Psychologen und Medizinhistorikern unterschiedlicher Universitäten und Institute.

Das ausgewählte Forschungsvorhaben wird unter anderem

  • die Bedeutung, den Umfang und die historische Dimension der politisch motivierten Adoptionsverfahren erforschen;
  • die Umstände der Zwangsadoption aufarbeiten;
  • die verschiedenen Definitionen des Begriffs der Zwangsadoption noch einmal diskutieren und anhand neuer Quellen überprüfen;
  • den Zusammenhang zwischen politischer Haft, Ausreise oder anderweitiger politisch motivierter Repression gegen die leiblichen Eltern und dem Adoptionsverfahren herstellen;
  • den repressiven Anteil in den Adoptionsverfahren herausarbeiten und
  • dessen Auswirkung auf die Verarbeitung der Trennung bei der Würdigung der Betroffenen von Zwangsadoptionen für eine spätere politische Aufarbeitung

beleuchten. Der Projektträger hat bereits eine eigene Internetseite zum Forschungsgegenstand, ein Zeitzeugenportal und Accounts in den einschlägigen Social-Media Plattformen eingerichtet.

Hochschulen und andere Forschungseinrichtungen, die auf Hochschulniveau forschen, waren im Sommer 2021 aufgefordert, sich für die Durchführung des Forschungsvorhabens zu bewerben.

Nach einem mehrstufigen Auswahlprozess unter Beteiligung eines Gremiums bestehend aus:

  • Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, als Vertreterin aller Landesbeauftragten,
  • Dr. Anna Kaminsky, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur,
  • Dr. Maria Nooke, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, als Vertreterin aller Landesbeauftragten,
  • Dr. Christian Sachse, Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V.

wurde eine Entscheidung zu Gunsten des Deutschen Institutes für Heimerziehungsforschung gGmbH, getroffen. Nach intensiven Vorarbeiten, denen auch zwei Gesetzesänderungen vorausgegangen sind, um die rechtlichen Voraussetzungen für den Zugang zu den Akten der DDR Jugendhilfe zu schaffen, kann das DIH mit dem Projekt zur Erforschung politisch motivierter Zwangsadoptionen in der DDR nun beginnen.

Das geplante Forschungsvorhaben (Hauptstudie) soll auf der Vor- und Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2018 aufsetzen.

Die damalige Beauftragte der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, hatte im Januar 2017 das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) mit einer Vor- bzw. Machbarkeitsstudie zu "Dimensionen und wissenschaftliche Nachprüfbarkeit politischer Motivation in DDR-Adoptionsverfahren 1966-1990" beauftragt. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg initiiert und gefördert. 

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