Deradikalisierung

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Sicherheit

Eine wirksame und nachhaltige Bekämpfung extremistischer Bestrebungen kann nicht allein mit repressiven Mitteln gelingen. Deradikalisierung ist daher ein fester Bestandteil des deutschen Gesamtansatzes zur Terrorismusbekämpfung.

Begriffsdefinition

Wie die Radikalisierung ist auch die Deradikalisierung ein sehr individueller Prozess: Sie ist stark von persönlichen Umständen abhängig. Während des Deradikalisierungsprozesses gibt die radikalisierte Person nicht nur ihr Bekenntnis zu und ihr Engagement für extremistische Positionen auf, sondern oft auch das bisherige soziale Umfeld innerhalb der extremistischen Szene. Im Unterschied zu Prävention im Allgemeinen bezieht sich Deradikalisierung auf bereits radikalisierte Personen, die zumindest teilweise ein extremistisches Weltbild angenommen haben.

Das BMI als Akteur im Themenfeld Deradikalisierung

Das BMI engagiert sich im Rahmen des ganzheitlichen Ansatzes der Bundesregierung zur Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus seit Jahren intensiv in diesem Themenfeld. Im ganzheitlichen Ansatz werden Maßnahmen der Prävention, Repression, Resozialisierung und Deradikalisierung aufeinander abgestimmt umgesetzt. Dazu ist das Zusammenwirken verschiedener staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure auf Bundes- und Landesebene notwendig.

Die staatlich geförderte Deradikalisierungsarbeit wird in verschiedenen Gremien, sowie in Arbeitsgruppen und regelmäßigen Gesprächsrunden zwischen den beteiligten Akteuren auf Bundes- und auf Landesebene koordiniert. Beispielhaft seien hier regelmäßige Treffen des Bundes mit den Koordinierungsstellen der Länder für Extremismusprävention und mit zivilgesellschaftlichen Trägern der Deradikalisierungsarbeit, der jährliche Bund-Länder-Erfahrungsaustausch im BMI oder die Arbeitsgruppe Deradikalisierung im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) genannt. Das BMI beteiligt sich durch fachliche Expertise und dient als Impulsgeber zur Fortentwicklung des Themenfeldes. Es nimmt dabei eine Schnittstellenfunktion zwischen zivilgesellschaftlichen und behördlichen Partnern im In- und Ausland ein. Darüber hinaus fördert es Forschungsvorhaben und Pilotprojekte in den Geschäftsbereichsbehörden (BAMF, Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und Bundeskriminalamt (BKA)) oder von zivilgesellschaftlichen Trägern.

Das BMI vertritt den ganzheitlichen Ansatz in der Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus auch international. Vor allem auf EU-Ebene wurden in den vergangenen Jahren Formate gebildet, die den Erfahrungsaustausch zwischen Politik, Praxis und Wissenschaft befördern – etwa das Radicalisation Awareness Network (RAN), das Network of Prevent Policy Makers oder das EU Steering Board on Radicalisation. Das BMI vertritt dort, gemeinsam mit dem BMFSFJ, den Bund.

Darüber hinaus spielt Deradikalisierung in verschiedenen internationalen Kooperationsformaten eine wichtige Rolle in den Bemühungen der beteiligten Partner in der Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus, zum Beispiel im Rahmen der Vereinten Nationen, des Europarats oder multinationalen Initiativen wie der Anti-IS-Koalition oder dem Global Counter-Terrorism Forum (GCTF).



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